ID/LP-Regeln

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In der Generalisierten Phrasenstrukturgrammatik (GPSG) werden anstelle von kontextfreien Phrasenstrukturregeln ID-Regeln (immediate dominance rules) und LP-Regeln (linear precedence rules) verwendet, die anders als Phrasenstrukturregeln Dominanz- und Abfolgebeziehungen separat modellieren.

Beispiel

Wenn man kontextfreie Phrasenstrukturregeln als Wohlgeformtheitsbedingungen für (lokale) Bäume auffasst, dann lässt eine Regel der Form X <math>\rightarrow</math> <math>Y_1</math> <math>Y_2</math> ... <math>Y_n</math> genau einen Baum zu. Für diesen Baum gilt: (a) Die Kategorie <math>X</math> dominiert die Kategorien <math>Y_1</math> ... <math>Y_n</math> und (b) Die Kategorie <math>Y_i </math> steht vor der Kategorie <math>Y_{i+1}</math> (für i = 1, ... n-1).

Eine ID-Regel X <math>\rightarrow</math> <math>Y_1,</math> <math>Y_2,</math> ..., <math>Y_n </math> dagegen lässt alle Bäume zu, in denen X die auf der rechten Regelseiten aufgeführten Kategorien dominiert, unabhängig davon, in welchen Reihenfolge diese Kategorien realisiert werden. LP-Regeln schränken die Menge der durch eine ID-Regel zugelassenen Bäume ein: Jeder Baum, der einer der durch sie festgelegten Linearisierungsvorschriften nicht genügt, wird verworfen.

Kommentar

Ein wichtiges Motiv für die Entwicklung des ID/LP-Formats war die Überzeugung, dass auf diese Weise viele der für eine Sprache geltenden Wort- bzw. Konstituentenstellungsregularitäten explizit formulierbar seien.

Jede ID/LP-Syntax kann in eine stark äquivalente kontextfreie Phrasenstrukturgrammatik expandiert werden; da die durch die LP-Regeln formulierten Linearisierungsvorschriften globale Geltung besitzen - kein lokaler Baum darf eine dieser Regeln verletzen - gibt es kontextfreie Syntaxen, die nicht in eine start äquivalente ID/LP-Syntax (wohl aber eine schwach äquivalente ID/LP-Syntax) konvertiert werden können.

In modifizierter Form werden ID/LP-Regeln auch in der Head-Driven Phrase Structure Grammar verwendet. Andere Regelformate für die Trennung von unmittelbarer Dominanz und linearer Präzedenz finden sich in der funktionale Unifikationsgrammatik und in einem Vorschlag für die Erweiterung der lexikalisch-funktionalen Grammatik.

Andere Sprachen

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